Der letzte Tag an weit entfernten Orten ist wohl immer etwas besonderes. Wir freuen uns auf zu Hause. Tatsächlich meinte Mia, dass sie sich an manche Dinge schon gar nicht mehr richtig erinnern kann. Mir geht es ähnlich: ich will mich an manche Dinge nicht erinnern.

Am letzten Tag in der Schwebe zwischen Abschied nehmen und sich auf das neue Alte freuen. Eigenartig. Die Kinder haben in den vielen Tagen hier kein einziges Mal uns wissen lassen auf irgendeine Art und Weise, dass sie nach Hause wollen. Mia sprach einmal von ihrem Tiger, den sie vermisst. Aber ansonsten nichts. Das ist doch schon ein super Feedback. Sie meinte auch, dass die sechs Wochen hier schneller vergangen sind, als die drei Wochen auf Mallorca all-inclusive letztes Jahr, als Jasper noch ein Baby war. Auch sehr gutes Zeichen. Das nehmen wir als Eltern gern so mit.

Wir Checken nach dem Plantschen aus. Fahren nochmal einkaufen. Vor allem Wasser und die Kinder dürfen sich etwas zur Erinnerung aussuchen. Mia wählt einen Kuscheltier-Fuchs. Jasper einen Ranger Truck. Passt. Dann noch ein paar Süßigkeiten für den Flug und dann sagen wir auch zu Sobeys Tschüss. Nach dem Mittag bei „a mano“, unserem Stammitaliener und einem Eis von Cows an der Waterfront von Halifax, sind wir auch direkt bei der Autoabgabe von Avis. Es geht schnell. Klappt alles. Taxi wird gerufen. Mit einem Festpreis von 65 Dollar sind wir schon auf dem Weg zum Flughafen.

Die Kindersitze schenken wir dem Taxifahrer. Es war nett und wir wollten sie eh da lassen. Ich denke, dass was eine gute Entscheidung, sie ihm zu geben. Netter Pakistani der nach 15 Jahren in London wegen seiner Frau nach Kanada gekommen und nach drei Jahren auch direkt Kanadier geworden ist. In Deutschland hätte er auch gern studiert, aber die Sprache war ihm zu viel und Englisch ist wie seine Muttersprache. Also warum der Hussle. Ich kann es nachvollziehen. Würde ich wohl auch nicht machen, an seiner Stelle.

Wir reden über Preisniveaus in Kanada, Einkommen, seinen Werdegang. Es ist eine angenehme Fahrt und ich gebe gutes Trinkgeld. Muss eh das Bargeld noch ausgeben.

Check-in und alles klappt ohne Probleme. Wir fliegen gegen 20.30 in Halifax los. Etwas verspätet. Aber liegen gut in der Zeit. Das wird dann in Frankfurt sehr entscheidend sein. Aber zu dem Zeitpunkt wissen wir es noch nicht. Also alles ganz relaxt. Wir haben tatsächlich Plätze mit mehr Beinfreiheit. Ich habe das nicht extra gebucht. Einfach mal Glück. Das ist auch nötig, da Jasper auf dem Bauch bei Mama schläft, dann bei mir.

Es war ein Fehler, einen Nachtflug genommen zu haben. Es war einfach zu kurz. Nur sechs Stunden Flugzeit führt dazu, dass das Licht tatsächlich nur 2h aus ist. Zuerst 2h Essen und Ansagen hören. Dann schlafen bevor das Licht zwei (!!!) Stunden vor der Landung wieder angeht. Auf meine Frage hin, warum um Himmels Willen sie das Licht jetzt schon anmachen, meint die Stewardess, dass das das Protokoll vorschreibt. Dann „schreit“ sie mich an, ob ich einen Keks haben wolle. Jasper schläft auf meinem Arm. Es ist für alle Passagiere 1 Uhr Nachts. Keiner ist wach. Aber die nette Frau geht mir auf…Ich weise sie darauf hin, das in meinem Arm ein kleines Baby schläft und das sie doch bitte leiser „schreien“ soll. Ihre Antwort ist, dass sie ganz normal spreche. Jasper ist zumindest wach. Ich leicht sauer. Aber ich diskutiere nicht. Wiege Jasper und er schläft auch wieder ein. Es ist ja auch mitten in der Nacht.

Wir landen sehr pünktlich in Frankfurt und haben 1.40h bis zu unserem Flug nach Hamburg. Ich weiß noch nicht, dass es sehr lange alles dauern wird. Letztlich sind wir gezwungen in der Sicherheitskontrolle uns an allen vorbei zu fragen und dann aber sowas von zu rennen, wie ich es noch nie gemacht habe, um einen Flieger noch zu bekommen. Alle rennen mit. Wir sind die letzten am Gate. 10 Minuten vor Abflug. Man fragt nur, ob Halifax oder Miami. Viel gewartet hätten sie nicht, ist mein Gefühl. Der Flug ist angenehm. Alles sehr nett. Wir landen, erkennen alles wieder. Gepäck ist da. Wir sind da. Das Taxi wartet vor dem Eingang auf uns. Nach weiteren 45 Minuten sehen wir unser Haus. Alles steht noch, wo es soll. Wir gehen durch alle Räume und freuen uns, dass wir so ein schönes zu Hause haben.

Die Kinder bespielen sofort alles. Wirklich toll. Es wird alles rausgenommen. Wir müssen uns um die Kindern nicht kümmern und können auspacken. Geschlafen haben wir beide nicht wirklich. Mittag essen gibt es Nudeln mit Tomatensoße. Alle sind zufrieden. Dann gönnen wir uns alle zwei Stunden Schlaf. Bevor wir zu Famila einkaufen fahren. Das Auto ist niedrig, wie Mia meint. Ich meine auch. Wir gewöhnen uns die folgenden Tage sehr schnell an alles. Das einzige was uns länger bleibt ist der Jetlag. In der ersten Nacht waren die Kinder bis Mitternacht, Mia sogar bis halb zwei wach. Dann schlafen bis um 11 Uhr. Dann fangen wir an, den Wecker zu stellen. Muss Mia doch am Montag, also in drei Tagen, wieder zur Schule. Es wird alles klappen.

Unser Fazit: Atlantik-Kanada ist sehr vielseitig und mit Kindern sehr gut zu bereisen. Am meisten hat uns die Freundlichkeit der Menschen hier begeistert. Alle waren immer nett. Und zwar nicht dieses aufgesetzte, oberflächliche „nett“, sondern von Herzen. Das wird auch als der wesentliche Unterschied zwischen US-Bürgern und Kanadiern genannt. Auch die Gelassenheit. Besonders zu merken im Straßenverkehr. Alle sind ruhig. Sehr angenehm.

Wir haben entschieden, dass wir nicht nochmal hierher kommen werden. Nicht, weil es nicht schön war, dass war es auf jeden Fall. Sondern weil die Liste der Ziele, die wir noch vor uns haben, einfach zu lang ist. Also denken wir bereits an unsere nächste Reise. Diese wird sicherlich ebenfalls einen Blog wert. Wir werden sehen.